Die besondere Geschichte des Hauses an der Albertusstraße 4
An der Albertusstraße Nummer vier steht ein hübscher gelber Altbau aus der Gründerzeit, ähnlich wie er an mehreren Orten in Mönchengladbach zu sehen ist. Schaut man nach oben bleibt das Auge des Betrachters an einem außergewöhnlichen Fassadenschmuck hängen. In kräftigen Blau- und Grüntönen sind Stuckformen aus Keramik nachempfunden und vier Katzen blicken auf die Straße herunter.
Was hat es damit auf sich?
Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich ein Ladenlokal, es nennt sich „mouck Designschmiede“. Designschmiede – diese könnte etwas mit dem Keramikschmuck an der Fassade zu tun haben.
Im hellen und großzügigen Ladenlokal begrüßen den Besucher zwei freundliche junge Frauen. Barbara Schwinges und Martina Misch betreiben die Designschmiede. Barbara Schwinges ist Designerin und kreiert elegante und puristische Damenmode, Martina Misch ist Goldschmiedin, neben ihrer eigenen Schmuckkollektion gestaltet sie auch ganz persönliche Schmuckstücke nach Auftrag. Die beiden betreiben den Laden seit gut zwei Jahren gemeinsam.
Mouck ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen Mode und Schmuck zusammen setzt, denn beides kann man hier bestaunen und erwerben. Rührt hierher der Keramikschmuck, der als Kunst am Bau angesehen werden könnte? Keramik sucht man jedoch in dem Ladenlokal vergeblich. Dafür findet sich die außergewöhnliche Mode von Barbara Schwinges, sowie Accessoires anderer ausgesuchter Hersteller und den hübschen Schmuck von Martina Misch. Im vorderen Teil des Ladens haben beide Frauen ihre Arbeitsplätze, Martina Misch ihren Arbeitstisch mit Werkzeug, Barbara Schwinges sitzt hier oft hinter ihrer Nähmaschine. Die von ihnen gefertigen Stücke entstehen alle in liebevoller und akribischer Handarbeit.
Der Laden ist langgestreckt und hell, Oberlichter sorgen für zusätzlichen Lichteinfall. Simse an den Wänden bieten viele Möglichkeiten die Ware zu präsentieren. Diese sowie die Theke im mittleren Bereich waren bereits im Ladenlokal vorhanden, als Barbara Schwinges zunächst mit ihrer Schwester Ulrike Ohler 2007 „barike“ eröffnete, während die eine Mode gestaltete sorgte die andere für Genuss und bot Feinkost sowie Kaffee an. Ulrike Ohler betreibt mittlerweile nebenan ihren Feinkosthandel mit Kaffeerösterei namens „Arista“.
Zurück zu dem Ladenlokal von „mouck“. Die Gestaltung des Innenraums hat der Mönchengladbacher Architekt Frank Schwinning übernommen, helles Holz prägt das Erscheinungsbild. Jedoch musste bei der Gestaltung nicht bei Null angefangen werden, der Tresen mit den Fächern und Schubläden stand bereits im Laden und wurde übernommen, ebenso die zahlreichen Simse, die als Ablage und Präsentationsfläche dienen und sich bis in den Hofbereich fortsetzen.
Diese Elemente entstammen einer anderen Zeit. Von 1970 – 1994 war hier die Kunstkammer Köster Zuhause. Paul Köster betrieb zuvor die Kunstkammer im ehemaligen Lichthof, am 17. März 1970 wurde sie in der Alberusstraße 4 neu eröffnet. Im Erdgeschoss war bis dahin eine Zahnarztpraxis zuhause gewesen. Für die Zwecke der Galerie wurde das Erdgeschoss von dem Architekten Heinz Döhmen umgebaut. Ein Anbau sorgte für zusätzlichen Platz, Oberlichter in der Decke für viel natürliches Licht.
Aushängeschild der Kunstkammer war Keramikkunst. Der Leiter Paul Kösters erarbeitet sich als Galerist auf diesem Gebiet große Bekanntheit, die Kunstkammer hatte weit überregionale Bedeutung. Die hier ausgestellten Werke hatten einen hohen künstlerischen Wert und hoben die Keramikarbeiten aus dem Bereich des Kunsthandwerks in den der Kunst.
Und hier liegt des Rätsels Lösung und erklärt sich der ungewöhnliche Fassadenschmuck. Er stammt von der bekannten Künstlerin Beate Kuhn und wurde in den 1970er Jahren angebracht. Die Idee die Fassade mit Elementen aus Keramik zu schmücken, hat noch einen weiteren Hintergrund. Im Zuge des Wiederaufbaus und zahlreicher realisierter Neubauten galten Altbauten als unmodern, nicht erhaltenswert.Viele Kommunen boten den Hausbesitzern Geld für die Abtragung des Fassadenschmucks, man wollte das Stadtbild dadurch modernisieren. Vor 1970 wurde daraufhin von den ehemaligen Hausbesitzern ein Teil des Fassadenschmucks an der Albertusstraße abgetragen. Nach Kauf des Hauses beauftragte der Leiter der Galerie, Paul Köster, Beate Kuhn die Fassade mit Arbeiten zu schmücken; er wollte die entstandene Lücke wieder mit etwas Kunstvollem füllen. 1978 wurden die Säulen und vier Katzen montiert.
Bis heute strahlt der plastische Fassadenschmuck von Beate Kuhn in kräftigen Farben und animiert den ein oder anderen Passanten einen Blick hinter diese Fassade zu werfen. Dabei begegnet er dann der „mouck Designschmiede“ und ihren Besitzerinnen Barbara Schwinges und Martina Misch. Beide sind gerne hier, in diesem Haus mit der besonderen Geschichte.
Das Ladenlokal an der Alberusstraße 4 ist über Jahrzehnte ein Ort des Besonderen geblieben und wird in diesem Sinne weitergeführt.
Text: Eva Uebe
Fotos: Hannah von Dahlen