Es war ein Zufall der mich letztes Jahr an einen besonderen Ort führte. Ich spazierte eines Sonntagnachmittags rund um den Bunten Garten, als ein einfaches Hinweisschild meine Neugier weckte. Etwas vermoost stand dort „Minigolf“ und ein Pfeil wies die Richtung. Ich erinnerte mich an warme Sommer in meiner Kindheit und den kleinen Minigolfplatz hinter dem Schwimmbad meiner Heimat, wo neben Minigolf auch Süßigkeiten und Eis lockten.
Wie würde dieser hier aussehen?
So entdeckte ich, versteckt hinter Bäumen, den Minigolfplatz am Bunten Garten und lernte Herrn Lauth und Frau Opitz kennen, die den Platz liebevoll betreuen. Und auch hier gibt es Eis und hausgemachten Kuchen. Soweit zu meiner Geschichte, die mich an diesen Ort führte.
Der Platz hat eine längere und besondere Geschichte, die man ihm auch anmerkt. Überall steckt der Charme früherer Zeiten, die Bälle werden einem in einem kleinen roten Plastikkörbchen gereicht und freundlich heißt es auf den Punktekarten „Der Ausgleichssport für jedermann, ohne Vorkenntnisse zu spielen“.
In Mönchengladbach ist dieser Sport dank zweier Menschen beheimatet, Marlene und Friedrich Lange. Das junge Ehepaar entdeckte auf einer Urlaubsreise ihre Leidenschaft für das Spiel mit Schläger und Ball. Das muss 1962 gewesen sein, erinnert sich Friedrich Lange im Gespräch mit mir. Minigolf war damals noch eine Neuheit. Immer wenn er und seine Frau auf ihrer Rundreise durch die Schweiz, Österreich und Bayern an einem Minigolfplatz vorbei kamen, hielten sie an und spielten eine Runde.
Zurück in Mönchengladbach wurde ihnen anhand der gesammelten Minigolfkarten klar, dass sie eine ganz schöne Summe „verspielt“ hatten. Aber ihre Leidenschaft war geweckt. Sie entschieden sich in ihrer Heimat einen Minigolfplatz bauen zu lassen. Auch ihren Freundeskreis begeisterten sie für den Minigolfsport und gründeten gemeinsam einen Verein. So entstand 1963 der erste Minigolfplatz und Verein Mönchengladbachs. Zunächst im Volksgarten. Der Platz musste jedoch umziehen, erst an den Geroweiher, wo er einem Hotel weichen musste, dann in den Bunten Garten, wo er noch heute besteht und im August 50jähriges Jubiläum gefeiert wird.
Mit dem Verein wurden zahlreiche Turniere bestritten, auch international. Ganze 53 mal schaffte es dabei Marlene Lange auf das Siegertreppchen, wie ihr Mann Friedrich Lange stolz berichtet. Er selbst habe es nur 43 mal unter die ersten drei Plätze geschafft. Gemeinsam haben sie an die 500 Pokale im Minigolf gewonnen. Diese stünden mehr oder weniger zu Hause rum und würden nur einmal im Jahr gereinigt, schiebt Herr Lange augenzwinkernd hinterher. Ihre Leidenschaft für das Minigolf konnte das Ehepaar nicht an die nachfolgende Familiengeneration weitergeben, wie Herr Lange berichtet, wenn auch die Tochter Talent besitze.
Neben Talent ist auch die Ausrüstung wichtig. Zwei Vereinsmitglieder erklären mir, dass es speziell angefertigte Bälle für die jeweiligen Minigolfbahnen gäbe. Der erfahrene Minigolfer führe deswegen einen großen Satz an Bällen in einer Minigolftasche mit sich. Der Wert der Bälle könne schon mal einige hundert Euro betragen. Erfahrene Spieler hätten Sätze von rund 1000 verschiedenen Bällen zu Hause. Für 15 Euro ist ein Standardball zu erhalten, ein Schläger ab 80 Euro. Die Minigolfer lassen sich ihr Hobby einiges kosten. Staunend erfahre ich, dass nicht nur die Wahl des richtigen Balles wichtig sei. Die Bälle sollten temperiert werden. Am besten würden sie mit Körpertemperatur angewärmt. Männer erreichen das, indem sie die Bälle mithilfe von einer Socke und einem Gürtel nah am Körper trügen. Frauen haben es etwas leichter, sie können die Bälle im BH anwärmen.
Wer hätte gedacht, dass der Sport rund um den kleinen Ball so komplex sein kann!
Text & Fotos: Eva Uebe